Bundenbach Fossilien

Ein Zeitfenster vor 400 Mio. Jahren

Faszination Hunsrückschiefer

Ein Wegweiser zu einzigartigen Fossilien

Und draußen in den Hütten sitzen die Spalter tagaus, tagein und Jahr für Jahr und spalten die dicken Platten auf Dachschieferstärke. Ab und zu finden sie Figuren und legen sie seitwärts“.
Bundenbach_Fossilien_Taxocrinus_x-ray

Die klassische Fundstelle Bundenbach im Hunsrück mit ihren mehr als 270 Tierarten ist weltweit das bedeutendste Vorkommen aus der Zeit des (Unteren) Devon vor rund 400 Millionen Jahren.

Die Einzigartigkeit ihrer Erhaltung verdanken die Fossilien besonderen Umständen. Die Organismenreste sind infolge frühdiagenetischer, bakterieller Prozesse häufig pyritisiert und erlauben neben der mechanischen Präparation eine Abbildung mit Hilfe der Röntgen-Technik.

Dass die Fossilien bei der nachfolgenden Gebirgsbildung im Karbon (350 – 280 Mio.) erhalten geblieben sind, verdanken sie einem besonderen Glücksfall: Die Meeresablagerungen wurden unter enormem Druck in die Tiefe gepresst und wie in einem „Schraubstock“ eingespannt zwischen den Kontinenten Gondwana (Ur-Afrika) im Süden und Laurussia im Norden. Die tektonischen Kräfte (Schieferung) wirkten dabei nahezu exakt senkrecht zur ursprünglichen Schichtung, weshalb die Fossilien nicht zerschert wurden, sondern erhalten blieben.
Bundenbach_Fossilien_Crinoidea
Bundenbach_Fossilien_Asterozoa
Die Verwendung als Dachschiefer lässt sich bis auf die Römerfestung Xanten zurück verfolgen. 1283 findet das Dorf Bundenbach erstmalig urkundliche Erwähnung. Der systematische Abbau setzte nachweislich am Anfang des 16. Jh. ein und verteilte sich auf über 600 Gruben in der Umgebung. Galten die "Figuren" im Stein zunächst als Launen der Natur, wurde deren wissenschaftliche Bedeutung erstmalig 1862 durch C.F. Römer erkannt. Mit der Entdeckung der Röntgenstrahlen 1895 konnten die Fossilien photographisch sichtbar gemacht werden. Der Einsatz dieser Technik durch W.M. Lehmann erlaubte ab 1932 erstmals eine schonende Präparation der oft filigran erhaltenen Fossilien. 1970 bis 1986 gelangen W. Stürmer, Physiker bei Siemens, ca. 30.000 hochauflösende, Röntgenaufnahmen - eine wertvolle Quelle wissenschaftlicher Untersuchungen.
Bundenbach_Fossilien_Arthropoda
Bundenbach_Fossilien_Agnatha
Der spektakuläre Fossilreichtum und Erhaltungszustand waren 1970 für A. Seilacher beispielhaft für eine „Fossillagerstätten“ - eine heute weltweit gültige Bezeichnung für "Gesteinskörper, die ein nach Qualität und Quantität ungewöhnliches  Maß an paläontologischen Informationen enthalten.”

Die Lebensraumbedingungen, lange Gegenstand kontroverser Diskussionen, wurden erst im Ergebnis der Projektes „Nahecaris“ 1997 ansatzweise geklärt.

Kaum hatte mit langer Unterbrechung die intensive wissenschaftliche Untersuchung dieser weltweit einzigartig erhaltenen Fundstelle eingesetzt, wurde der Dachschieferabbau in Bundenbach (Grube Eschenbach-Bocksberg) 1999 eingestellt und seitdem verfüllt. 

Bundenbach_Fossilien_Karte
Bundenbach_Fossilien_Frühberg

2019 gibt es einen Lichtblick. Das Traditionsunternehmen Theis-Böger vermeldet die "Neueröffnung der Grube Frühberg: Aufgrund der gestiegenen Nachfrage nach deutschem Schiefer werden neue Schieferlager im Tagebau erschlossen".

Seit nunmehr 150 Jahren weltweit berühmt sind die Funde von Seelilien, Seesternen, Krebsen und FischenDie überlieferten Details sind einzigartig.

Bundenbach ist zudem der Fundort für die frühe Entwicklungsgeschichte der Gliederfüßer: Nur hier finden sich Fossilien, die Gestalt und Lebensweise der heutigen Gliederfüßer erklären.

Bundenbach_Schinderhannes_bartelsi_MNHM_NHM PWL 1994-52 LS

Damit beschäftigten sich vor allem Wissenschaftler der Universität Bonn um Prof. J. Rust. Sie haben sensationelle Funde beschrieben, darunter den Schinderhannes, benannt nach dem legendären Räuberhauptmann, der im Hunsrück sein Unwesen trieb.

Ein weiterer einzigartiger Fund: Captopodus poschmanni, benannt zu Ehren von M. Poschmann von der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz. Ein rätselhafter, urtümlicher Greiffüßer, der sich wohl schwimmend fortbewegte.

Bundenbach_Captopodus_poschmanni_Univer-GKP487PRS.1

Kein bedeutendes naturwissenschaftliches Museum, das nicht Funde von Bundenbach in seiner Sammlung hat. -> weitere Informationen

Plädoyer

Mit Bundenbach vergleichbare Fossillagerstätten haben den Status als UNESCO-Weltnaturerbe (z.B. Messel), UNESCO Global Geopark (Holzmaden) oder zählen zu den Top wissenschaftlich bedeutendsten geologischen Orte der Welt (z.B. Solnhofen). Fast allen ist ein bedeutendes Museum als Touristenattraktion angegliedert. Nicht so in Bundenbach. Hier besteht die Gefahr, dass dieses herausragende Naturerbe in Vergessenheit gerät. 

Weckruf

Das Landesmuseum Birkenfeld zeigte vom 02.04.-31.12.2023 eine Sonderausstellung.

Bundenbach-Fossilien_Ausstelllung
Im Eröffnungsvortrag der Weckruf an die Vertreter aus der Politik:
Bundenbach ist Synonym für das bedeutendste Vorkommen von Fossilien aus dem Devon,
dem Erdzeitalter vor rund 400 Mio. Jahren. Die Fossillagerstätte ist eine der bedeutendsten weltweit. Viele haben den Status als UNESCO-Weltnaturerbe, fast allen ist ein bedeutendes Museum als Touristenattraktion angegliedert. Nicht so Bundenbach. Hier besteht die Gefahr, dass dieses herausragende Kulturerbe in Vergessenheit gerät. Die Ausstellung im Landesmuseum versteht sich deshalb als Appell, dieses Erbe zu bewahren!"
Auf Einladung der Verbandsgemeinde Herrstein-Rhaunen ging am 12.05.2023 ein Weckruf an die politischen Entscheidungsträger:
  • Die Fossillagerstätte Bundenbach ist einzigartig und bedarf eines neuen Museums
  • Das "Strategiekonzept" lässt die Bundenbach-Fossilien „links liegen“
  • Es bedarf der Unterschutzstellung der Fossillagerstätte
  • Anregung: Geopark Schieferstraße Herrstein-Rhaunen & Edelsteinland Idar-Oberstein 
Petition

12.2024 - 02.2025 wurde eine Petition initiiert, ein neuer Anlauf mit dem Ziel eins neuen Fossilienmuseums Bundenbach und der Unterschutzstellung der Fossillagerstätte -> weitere Informationen

Petition_Fossilienmuseum_Bundenbach_Petition

665 Bürger unterstützen die Bemühungen der Verbandsgemeinde zur Inwertsetzung der Bundenbach-Fossilien am Fundort, darunter 70 renommierte Professoren der Paläontologie:

Statements

"Ich unterstütze nachdrücklich die Petition für ein Fossilienmuseum Bundenbach. Der Hunsrückschiefer ist von unschätzbarer Bedeutung für die paläontologische und evolutionsbiologische Forschung, da er einzigartig gut erhaltene Fossilien aus dem Devon-Zeitalter birgt. Diese Funde gewähren wertvolle Einblicke in die Evolution früher Lebensformen und tragen wesentlich zum Verständnis der Erdgeschichte bei. Ein neues Museum in Bundenbach würde nicht nur diese wissenschaftlich bedeutenden Entdeckungen bewahren und präsentieren, sondern auch Bildung, Forschung und Tourismus in der Region fördern. Es ist eine einmalige Chance, dieses kulturelle und wissenschaftliche Erbe zu sichern und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Unterstützen wir dieses Projekt gemeinsam!"

Prof. Dr. Gert Wörheide, München

"Dank vorzüglicher Erhaltung bietet der Hunsrückschiefer einen einzigartigen Einblick in die Ökologie und Evolution mariner Organismen des frühen Devons, dem Beginn eines der aufregendsten und bedeutendsten Zeitalter der Erdgeschichte ... mit unschätzbarem Wert für das Verständnis ökosystemaler Entwicklungen und damit gekoppelter Änderungen des Weltklimas (Stichwort Kohlendioxidbindung infolge massiver biogener Kalziumkarbonat-Produktion, Bodenbildung, Pflanzen, Kohle, Schwarzschiefer usw.). Solche Daten sind essentiell, um aktuelle Änderungen des globalen Klimas und der Ökosysteme in Kontext zu stellen und mögliche Szenarien für die weitere Entwicklung auf solidere Basis zu stellen. Der Bedeutung dieser herausragenden Fossillagerstätte kann nur ein neues Fossilienmuseum Bundenbach gerecht werden!"

Prof. Dr. Bernd R. Schöne, Mainz

"Die Fossilien aus dem Bundenbach-Schiefer sind ein einzigartiges Kulturgut und gehören zu einer der wichtigsten Fossillagerstätten unseres Planeten. Sie haben ein Museum verdient!!"

Prof. Dr. Christian A. Meyer, Direktor a.D. Naturhistorisches Museum Basel, Schweiz, Beirat Staatliches Naturkundemusem Karlsruhe, eh. Beirat Staatliches Naturkundemusem Stuttgart, eh. Beirat Naturkundemuseum Berlin, eh. Beirat Senckenbergmuseum FIS

"Eine Fundstelle von Weltgeltung, eines der besten Fenster in die Welt des Devons, eine der ganz großen paläontologischen Fundstellen in Deutschland - aber leider die einzige ohne ein Museum vor Ort."

Prof. Dr. P. Martin Sander, Bonn

"The Bundenbach area is one of the top 3 or 4 most important extraordinary fossil occurrences (Lagerstätten) in the World. Every student of paleontology has surely learned of the exceptional preservation of pyritized crinoids, brittle stars, trilobites (with exquisitely preserved appendages) and many rare species including some of the youngest anomalocarids and oldest sea spiders in the Lower Devonian Hunsrück Slate. It is essential that this world heritage material be preserved and displayed in its type area. I strongly support this petition."

Prof. Dr. E. Carlton Brett, University of Cincinnati, Cincinnati, Ohio, USA

"Please consider providing sufficient financial support for the new Bundenbach Museum, which is a world-famous geoheritage site."

Prof. Dr. Susan Turner, Queensland Museum, Department of Geosciences, Brisbane, Australia

Weitere Statements finden Sie hier.

Ausblick

Tatsächlich stehen die Zeichen auf Stillstand.

Bislang scheiterte ein neues Fossilienmuseum Bundenbach und dessen Unterhalt, wie auch die internationale Unterschutzstellung der Fossillagerstätte, an der Zuständigkeit von drei Ministerien bzw. fehlender Koordination seitens der Staatskanzlei.

Herr Ministerpräsident Schweitzer stand auf mehrfache Anfrage der Verbandsgemeinde Herrstein-Rhaunen für eine persönliche Übergabe der Petition nicht zur Verfügung, sondern delegierte seine Antwort an das fachfremde Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration. Das Land Rheinland-Pfalz lehnt die Petition ein neues Fossilienmuseum ab mit Verweis auf die erforderliche Klärung innerer Angelegenheiten:

"Inwiefern bei den betroffenen kommunalen Gebietskörperschaften die politische Willensbildung zum Ausbau des Fossilienmuseums Bundenbach bereits abgeschlossen ist, können wir alleine auf Grundlage einer Online-Petition, die mehrheitlich von Personen, die nicht in Rheinland-Pfalz leben, unterzeichnet ist, aktuell nicht abschätzen."

Eine Einmischung weltweit führender Paläontologen, zumeist mit Wohnort außerhalb von  Rheinland-Pfalz, ist offensichtlich nicht erwünscht.

Staatssekretär Jürgen Hardeck verweist in seinem Schreiben darauf, dass es in Rheinland-Pfalz mit Ausnahme der drei Landesmuseen nur nichtstaatliche Museen gebe, für deren Weiterentwicklung und dauerhafte Unterhaltung „die Verantwortung jeweils vor Ort bei ihren Trägern liegt“. 

Entgegen den Statements von renommierten Professoren der Paläontologie vermag Prof. Hardeck, vormals Musiker und Kabarettist, kein übergeordnetes Interesse des Landes zu erkennen.

Ungefähr gleichzeitig appelliert Herr Ministerpräsident Schweitzer im Interview anlässlich der Feierlichkeiten zu 10 Jahre Nationalpark Hunsrück-Hochwald, einen "Steinwurf" von Bundenbach entfernt, ohne auf dieses Weltnaturerbe auch nur einzugehen: 
"...dass wir noch besser werden, was die Zusammenarbeit und Kooperation mit der Wissenschaft und Forschung angeht, dass wir ein noch stärkeres nationales und internationales touristisches Ziel werden als Nationalpark. Wenn Sie sich anschauen, dass heute der Amerikanische Generalkonsul da war, der wie selbstverständlich den Nationalpark  Hunsrück-Hochwald mit Yellowstone und anderen Nordamerikanischen Nationalparks verglichen hat, dann sehen Sie in welcher Kategorie wir eigentlich Chancen haben könnten." 
Sollten die Ansprüche, formuliert im Gesetz und in Reden, sich nicht im praktischem Handeln der Staatskanzlei manifestieren, ist das Fossilienmuseum Bundenbach weiterhin dem Verfall preisgegeben und dessen Schließung wohl eine Frage der Zeit.
Einen vielleicht letzten Hoffnungsschimmer bietet die Pressemitteilung v. 30.07.25 von Frau Bundestagspräsidentin Julia Klöckner:
Im Mittelpunkt der Auseinandersetzung steht die Finanzierung des laufenden Betriebs: „Ohne eine Beteiligung des Landes kann kein tragfähiges Konzept aufgestellt werden – geschweige denn ein Förderverein aufgebaut werden, der dauerhaft unterstützt“, heißt es im Schreiben.
Die CDU-Politikerin appelliert daher an Ministerpräsident Schweitzer, das Anliegen mit Blick auf seine wissenschaftliche, kulturelle und touristische Bedeutung nochmals aufzugreifen. „Ich bin überzeugt, dass Rheinland-Pfalz mit einem solchen Museum nicht nur seine Geschichte würdigt, sondern auch seine Zukunftschancen im ländlichen Raum stärkt – im Zusammenspiel von Forschung, Bildung und Tourismus.“ -> weitere Informationen
Rückblick

Unklare Zuständigkeiten der beteiligten Ministerien führten in der Vergangenheit dazu, dass dem Antrag der Generaldirektion Kulturelle Erbe zur Unterschutzstellung der berühmten Grube Eschenbach-Bocksberg nicht stattgegeben wurde.

Zwischenzeitlich hat die BBV ("Ihre Anlaufstelle für Erdaushub, Bauschutt und Beton") das weltweit bedeutendste Vorkommen von Fossilien aus dem Devon, im Eigentum der Gemeinde Bundenbach, verfüllt.

Bundenbach-Fossilien_2025_Grube Eschenbach verfüllt

Das Fachsymposium "Im Tal der Jahrtausende" - Fossilien, Schiefer und Geschichte - thematisierte 20.-21.06.2024 die Zukunft des Fossilienmuseums Bundenbach -> vergebens.

Symposium_Flyer
Motivation

Diese Seite verfolgt seit 2015 das Ziel, die Einzigartigkeit der fossilen Schätze aus dem Bundenbacher Bergbaurevier in Erinnerung zu rufen. Dafür zu werben, Mut zu machen für ein neues Fossilienmuseum, Kontakte mit Sammlern zu intensivieren und möglicherweise alten Stücken durch eine fachgerechte Präparation zu neuem Glanz zu verhelfen - diese Hoffnung verbindet sich mit dieser Seite. Lassen Sie sich von der Begeisterung anstecken. -> mehr